Es hat Millionen von Jahren gedauert, bis der erste Bot das Licht der Welt erblickte, aber weniger als ein Jahrhundert, bis Bots ihre menschlichen Schöpfer zahlenmäßig übertrafen. Erkunden Sie mit uns die jüngere Geschichte der Bots und erfahren Sie mehr über ihre bescheidenen Anfänge und ihren heutigen Einfluss. Es gibt Hunderte von erwähnenswerten Punkten in der Geschichte der Bots, aber wir haben für jedes Jahrzehnt ein paar wichtige herausgegriffen, um Ihnen die Entwicklung zu verdeutlichen.
Bevor es das Internet gab, automatisierten Bots auf lokalen Rechnern oder im Intranet Aufgaben wie das Filtern von Nachrichten oder simulierten Konversationen und dienten als rudimentäre Chatbots.
Mitte der 1960er Jahre wurde ELIZA vorgestellt. Dabei handelte es sich um einen der ersten nennenswerten Chatbots, der mithilfe von frühen Methoden der natürlichen Sprachverarbeitung Konversationen simulierte. Der primäre Zweck von ELIZA war es nicht, Gespräche zu verstehen oder sinnvolle Antworten zu geben, sondern Nutzer mit einfachen Mustervergleichen in ein Gespräch zu verwickeln. Zu diesem Zweck parste der Bot Nutzereingaben und formulierte sie anhand von vordefinierten Mustern und Vorlagen in passende Aufforderungen oder Fragen um. Anschließend leitete ELIZA diese Aufforderungen an den Nutzer weiter, um so die Illusion eines Gesprächs zu erzeugen.
USENET ist ein frühes Online-Diskussionsforum, das in den späten 1970er Jahren ins Leben gerufen wurde. Während viele seiner Services nur von Menschenhand bedient werden konnten, entwickelte USENET Skripte, um administrative Aufgaben wie das Herausfiltern von Spam oder unerwünschten Inhalten, die Verwaltung von Newsgroups und die Wartung zu automatisieren. Bei USENET kamen zwar keine Bots zum Einsatz, aber seine Aufgabenautomatisierung lieferte Anwendungsfälle, auf denen heutige Bots beruhen.
Bösartige Bots kamen zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Einsatz, weil es das Internet noch nicht gab (und niemand sich selbst angreifen wollte).
Am 1. Januar 1983 ging das Internet an den Start. Mit seiner Entwicklung nahmen auch die ersten Internet-Bots Gestalt an.
1988 wurden die Internet Relay Chat (IRC)-Bots eingeführt. Sie automatisierten verschiedene Funktionen innerhalb von IRC-Kanälen, darunter die Verwaltung von Nutzerlisten, die Durchführung von Suchvorgängen und die Bereitstellung von Diensten wie Wetter-Updates oder Spielergebnissen.
Auch zu diesem Zeitpunkt waren bösartige Bots noch Zukunftsmusik, aber es gab bereits erste Beispiele für Schadsoftware im Internet, wie den Morris Wurm (1988).
Mit dem Aufkommen von Web 1.0 wurden Web-Crawler entwickelt, um die Flut an hochgeladenen Inhalten indizieren und ausliefern zu können, und die neuen Chatbots, die jetzt über das Internet bereitgestellt werden konnten, wurden immer ausgereifter. Außerdem ließen die ersten Botnetze die turbulente Zukunft des Internets (Stichwort: bösartige Bots) erahnen.
WebCrawler war eine der ersten Suchmaschinen, die Bots für die Indizierung von Webseiten einsetzte. WebCrawler wurde im April 1994 gelauncht und erfreute sich schnell großer Beliebtheit als eine der ersten Suchmaschinen, die Volltextindizierung und Suchfunktionen für das Internet bot. Mithilfe eines Web Crawler Bots wurden Informationen von Webseiten gesammelt und ein Index für Suchanfragen erstellt. WebCrawler spielte eine wichtige Rolle in der frühen Entwicklung der Websuche, denn er schuf eine Grundlage, auf der zukünftige Suchmaschinen aufbauen konnten.
Der einst populäre Chatbot ALICE wurde 1995 gelauncht und stellte die Fortschritte bei der Simulation einer menschenähnlichen Unterhaltung unter Beweis. Zwei Jahrzehnte später als Vorgänger wie ELIZA deckte ALICE (auch bekannt als Alicebot oder AIML (Artificial Intelligence Markup Language)-Bot) zahlreiche Themen und Gesprächsszenarien ab, um menschliche Interaktionen zu simulieren. Dabei kam eine umfangreiche Datenbank mit AIML-Mustern und entsprechenden Antworten zum Einsatz, um Nutzereingaben abzugleichen und Antworten anhand von vordefinierten Anweisungen oder Vorlagen zu liefern. In den Jahren 2000 und 2001 wurde ALICE mit dem Loebner Prize, einem jährlichen Wettbewerb für intelligente Chatbots, ausgezeichnet.
Im Jahr 1996 führte Google seinen Web Crawler Bot Googlebot ein, der die Websuche und -indizierung maßgeblich prägte. Der ursprünglich unter dem Namen Backrub bekannte Googlebot sammelt Daten von Webseiten, analysiert deren Inhalte und übermittelt die Ergebnisse an Googles Server. Diese Daten werden anschließend verarbeitet und indiziert, sodass Googles Suchalgorithmus den Nutzern optimale Suchergebnisse liefern kann. Im Laufe der Jahre hat sich Googlebot weiterentwickelt, um mit dem stetig wachsenden Web und der zunehmenden Komplexität der Webtechnologien Schritt zu halten. Er hält sich an bestimmte Richtlinien und Vorschriften, respektiert die von Websitebetreibern durch Mechanismen wie robots.txt festgelegten Anweisungen und beachtet die Webstandards.
PrettyPark und Sub7 aus dem Jahr 1999 gehören zu den ersten dokumentierten Botnetzen. PrettyPark war ein Wurm, der sich über E-Mail-Anhänge verbreitete und Informationen wie Instant-Messaging-Anmeldenamen, Passwörter und Telefonnummern von Host-Computern stahl. Bei Sub7 handelte es sich um einen Trojaner, der durch Keylogging Informationen von infizierten Computern und bei angeschlossenem Mikrofon und Video-Hardware auch Audio- und Videoaufnahmen stahl.
Chatbots wurden ins Leben gerufen, um dem Boom von Instant Messaging im Internet gerecht zu werden, und Botmaster aller Altersgruppen starteten voluminöse Bot-Angriffe in noch nie dagewesenem Ausmaß.
Im Jahr 2001 launchte ActiveBuddy (ein Unternehmen, das später von Microsoft übernommen wurde) SmarterChild. SmarterChild ist ein KI-gesteuerter Chatbot für AOL Instant Messenger (AIM) und wurde später auf andere Instant-Messaging-Produkte wie MSN Messenger und Yahoo Messenger ausgeweitet. Nutzer können sich in Echtzeit mit dem Bot unterhalten, Fragen stellen, Informationen anfordern oder sogar Spiele spielen. Der Bot nutzte Methoden der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP), um Nutzereingaben zu verstehen und entsprechende Antworten zu generieren.
Im Jahr 2000 gelang es dem 15-jährigen Hacker Mafiaboy mit DDoS-Angriffen von einem Botnetz aus kompromittierten Computernetzwerken verschiedener Colleges, CNN, Dell, E-Trade, eBay und Yahoo! (zum damaligen Zeitpunkt die führende Suchmaschine) zum Erliegen zu bringen. Das FBI und die kanadische Polizei erwischten den Hacker später und klagten ihn in 66 Fällen wegen Betrugs an, der einen Schaden in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar verursachte.
2007 erlangte das Botnetz Storm große Bekanntheit. Die Spam Bots von Storm, die eines der größten Botnetzwerke der Geschichte mit rund 2 Millionen Computern nutzten, waren Schätzungen zufolge zu Spitzenzeiten für fast 20 % des gesamten Spams im Internet verantwortlich.
Die Entwicklung und Integration von KI-Technologien führte dazu, dass sich auf Social-Media-Plattformen wie Facebook (jetzt Meta) immer ausgefeiltere Conversational Bots verbreiteten. Bot-Management-Tools tauchten auf dem Markt auf, um Angriffe auf Unternehmen von Botnetzen wie Mirai und 3ve zu bekämpfen.
2011 erfolgte die Einführung von Siri, dem KI-gestützten Conversational Chatbot von Apple. Siri machte sprachgesteuerte virtuelle Assistenten salonfähig. Dank Methoden der natürlichen Sprachverarbeitung und des maschinellen Lernens versteht und beantwortet sie Nutzeranfragen und -befehle und liefert Informationen oder bietet Hilfe bei Themen wie Navigation, Multimediasteuerung und mehr.
Im April 2016 öffnete Facebook seine Messenger Plattform für Entwickler und ermöglichte es ihnen, Chatbots zu erstellen und in das Messaging-Erlebnis zu integrieren. Diese Tools, Ressourcen und APIs machten den Weg frei für neue Chatbot-Funktionen wie Schnellantworten, permanente Menüs, Bewertungen und die Möglichkeit, Zahlungen abzuwickeln. Die Plattform war auch ein wichtiger Schritt bei der Erweiterung der Möglichkeiten von Messenger über die einfache Kommunikation von Mensch zu Mensch hinaus.
Im Jahr 2012 führte das Botnetz Carna den sogenannten „Internet-Zensus von 2012“ durch. Während Botnetze oft ausschließlich als Mittel für böswillige Bot-Angriffe genutzt werden, handelt es sich hier um ein Beispiel für ein bösartiges Botnetz, das mit illegalen Mitteln der Gesellschaft einen legitimen Nutzen bringt. Wie ein beliebter Antiheld hat Carna das Gesetz zum Wohle der Allgemeinheit gebrochen – in diesem Fall, um der Öffentlichkeit Einblicke in den allgemeinen Zustand des Internets zu geben. Mithilfe seines Botnetzes fand Carna heraus, dass Hunderttausende von Routern nicht einmal über die grundlegendsten Sicherheitsfunktionen verfügten und dass von den damals 3,4 Milliarden verfügbaren IP-Adressen nur 1,3 Milliarden überhaupt genutzt wurden. Die durch Carna aufgedeckten Daten führten zu einem erhöhten Sicherheitsbewusstsein, verbesserten Sicherheitspraktiken und vermutlich auch zur Behebung von Sicherheitslücken (sofern möglich).
**Visualisierung der IPv4-Nutzung bei Tag und Nacht, Carna (2012)**
Ende 2016 erlangte das Botnetz Mirai, das für einige der größten DDoS (Distributed Denial of Service)-Angriffe bekannt ist, traurige Berühmtheit. Mit volumetrischen Angriffen von über einem Terabyte pro Sekunde legte es mehrere der leistungsstärksten Anbieter von Internetinfrastruktur und -services lahm, darunter OVH und Dyn. Fast einen Tag lang waren Unternehmen wie Reddit, Spotify und GitHub, die die Services dieser Anbieter nutzen, offline, während sich Spezialisten um die Behebung der Folgen dieser Angriffe kümmerten.
Das Klickbetrugs-Botnetz 3ve imitierte fast ein halbes Jahrzehnt lang Klicks auf Websites in aller Welt. Schätzungen zufolge erbeuteten die Hacker zwischen 2013 und 2018 30 Millionen US-Dollar. Durch gemeinsame Anstrengungen von FBI, Google, Amazon, ESET, Adobe und Malwarebytes konnte das Botnetz schließlich zerschlagen werden. Es wurden acht Täter ausfindig gemacht, gegen die 13 Strafverfahren eingeleitet wurden.
Bots sind inzwischen so verbreitet wie nie zuvor. Konversations-Chatbots gingen mit dem Debüt von GPT-3 viral, und es gibt mehrere neue Social-Media-Bot-Plattformen, mit denen Nutzer Bots entwickeln können, um ihre Erlebnisse zu personalisieren. Auch böswillige Bot-Angriffe sind häufiger denn je. Ein Ende ist wohl kaum abzusehen.
Im Jahr 2020 enthüllte OpenAI GPT-3. Die Fähigkeit, einen wie von Menschenhand geschriebenen Text zu generieren, war ein bedeutender Meilenstein für die Sprachmodelle der Conversational AI. Für viele nicht technisch versierte Menschen hat die weit verbreitete Popularität von GPT-3 die Möglichkeiten von Conversational Bots legitimiert. GPT-3 ist nicht nur in der Lage, Fragen auf ähnliche Art wie ein Mensch zu beantworten, sondern berücksichtigt bei den Antworten unter anderem auch ethische Gesichtspunkte.
Discord und Twitter haben Entwicklerplattformen für die Erstellung von Bots eingeführt, die automatisierte Interaktionen ermöglichen und auf den jeweiligen Plattformen für ein besseres Nutzererlebnis sorgen. Diese Plattformen bieten Entwicklern die Möglichkeit, innovative Bots zu erstellen, die das Nutzererlebnis verbessern und Interaktionen automatisieren. Bots sind inzwischen zu einem integralen Bestandteil dieser Plattformen geworden. Sie bieten Funktionen, die über das Standardangebot hinausgehen, und ermöglichen es Nutzern, ihre Erlebnisse zu personalisieren.
Im Juni 2022 gab Google bekannt, den größten DDoS-Angriff aller Zeiten abgewehrt zu haben. Dabei verwendeten Hacker mehr als 5.000 IP-Adressen aus 132 Ländern, um Angriffe zu starten, die über eine Stunde andauerten. Mit einem Spitzenwert von 46 Millionen Anfragen pro Sekunde knackte der Angriff laut Google in nur 10 Sekunden die Anzahl der Anfragen, die bei Wikipedia (einer der 10 meistbesuchten Websites der Welt) innerhalb eines Tages eingehen.
Im Laufe des letzten halben Jahrhunderts haben sich Bots vom Konzept zu tatsächlichen und optimierten Softwareprodukten entwickelt. Ihre technologischen Fortschritte haben unser Leben aber nicht nur bereichert, sondern auch einige der gefährlichsten Cyberbedrohungen hervorgebracht. Es wird sich zeigen, wie sich Bots künftig weiterentwickeln werden, allerdings ist davon auszugehen, dass künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die Grundlage für neue Varianten bilden werden. Bei der Verwaltung von Bots – egal aus welchem Jahrzehnt – kann Fastly Ihnen helfen.